Elija

Gehören Sie zu denen, die gerne Picknick machen? An einer Wanderhütte? Im Zug? Oder an der Autobahnraststätte? Oder an einem Lieblingsplatz? Es tut gut, sich zu stärken, Kraft zu tanken. Oder einfach im Wald die Natur zu genießen. 

In der Bibel lesen wir von Elija. Wie er in der Wüste eine Rast einlegte. Nicht ganz freiwillig. Er war müde und erschöpft.  „Nun ist es genug, Herr“ Das klingt anders als eine gemütliche Pause: Da ist Frust, Enttäuschung, Erschöpfung. Er hat sich abgemüht, den Gottes-glauben zu verteidigen und war sogar Sieger gegen die Baals-priester. Aber welche Chance hatte er zu überleben? Er wurde verfolgt vom Königshaus, musste flüchten, denn Isebel wollte Rache nehmen. Da kommt so viel zusammen: Nun ist es genug Herr!

Mitten an diesem Tiefpunkt rührt ein Engel den Elija an: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich!

Ich höre da zwei Botschaften:   Elija, stärke Dich! Gott lässt Dich nicht fallen! Und: Es wird sich ein neuer Weg auftun! Gott hat neue Pläne mit Elja vor! Das Anrühren des Engels ist Gottes Sorge um Elija – und zugleich setzt Gott sein Vertrauen in ihn, dass er diesen Weg mit neuer Kraft gehen kann!

Viele Menschen in der Kirche fühlen sich gerade so wie Elija: „Nun ist es genug!“ Bei dem einen klingt es nach Protest. Bei dem anderen nach Resignation. Viele haben sich für eine gute Sache eingesetzt und erleben dennoch kaum Bewegung in der Kirche. In seinem Buch „Nach der Geduld und jenseits von egal“ beschreibt Hans Joachim Sander die gegenwärtigen Stimmungen in der Kirche so: Man kann achselzuckend die Enttäuschungen über fehlende Reformen hinnehmen. Oder man versucht, die Enttäuschungen ins Wort fassen, um daraus neue Kraft zu schöpfen, die über Enttäuschung und Ohnmacht hinausgeht. Enttäuschungen und Ohnmacht ins Wort zu fassen ist letztlich auch eine Sprache der Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einer größeren Reich-Gottes-Wirklichkeit, die in unserer Kirche noch nicht zu finden ist! Elija steht auf und isst und geht los, nicht weil er das Ziel schon sah, sondern weil er angerührt wurde! Ein bisschen mehr Elija sein – dass könnte Dir und mir persönlich – und uns allen, die wir mit Kirche Enttäuschungen und Hoffnungen verbinden, nicht schaden. Damit der Engel auch Dich und mich anrühren kann: Steh auf und iss! Damit Du gehen kannst – und auf Deinem Weg erkennst – der Herr ist mit Dir!

Pfarrer Johannes Zülicke | geistl. Moderator St. Elisabeth, Weißenfels; Pfarradministrator St. Peter & Paul Naumburg