„Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.
Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus.„
(Tit 2,11-13; Lesung in der Heiligen Nacht)
Spekulatius und Dominosteine ab September, alle Jahre wieder – daran haben wir uns längst gewöhnt, beteiligen wir uns vielleicht sogar. Dass die Advents-, Weihnachts- und Christkindlmärkte in diesem Jahr anders, womöglich ganz ausfallen werden – daran werden wir uns gewöhnen. In unseren Gemeinden überlegen wir ebenfalls bereits, wie das Fest der Menschwerdung anno 2020 wohl zu feiern möglich sein wird.
Menschwerdung? Wann genau war das doch? Oder wird es sein? Und wessen Menschwerdung? Vor etlichen Jahren hatte mal ein tiefsinniger Spaßvogel an eine Leipziger Wand gesprüht: „Mach‘s wie Gott – werde Mensch!“
Meine allererste Berufung: ein Mensch zu sein und immer mehr zu werden. Wann und wie habe ich diesen Ruf als solchen vernommen? In welcher Tonart? Was hat er in mir zum Klingen gebracht?
Meine Mensch-werdung kann ich moralisch verstehen – dann will ich ein guter Mensch werden oder werde als „Gutmensch“ verunglimpft. Oder darüber hinaus wesentlich – ich nehme meine Mensch-heit an und, wenn ich es schaffe, die Mensch-heit meiner Mitmenschen, letztlich die Mensch-heit der Menschheit. Mit allen Höhen und Tiefen, Sym- und Antipathien.
Da bin ich bei Jesus, dem Mensch gewordenen Sohn Gottes. Mit der Gnade Gottes fing sie an, Seine Menschwerdung – und meine. Ein Geschenk – Sein und mein Erscheinen in dieser Welt.