Der Herbst malt Farben. Bunte Blätter. Rote und gelbe Früchte. Grüne Wiesen. Und goldene Felder.
Bevor die Ernte losgeht, gehe ich nochmals auf einen solchen goldenen Acker. Betrachte eine Ähre mal näher. Stolz reckt sich die Ähre nach oben. Ungefähr 40 bis 50 Körner trägt sie auf ihrem knapp 1 Meter großem Halm. Eine gewagte Architektur!
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt …
Getreide ist zum Essen da! Wieviel Getreide braucht es, um ein Brot zu backen? Ich schlage nach … Ungefähr 400 Weizenkörner muss ein Bauer aussäen, die dann auf einem Quadratmeter 16 000 Weizenkörner hergeben. Aus den 16 000 Weizenkörner wird das Mehl gemalen für ein Kilo-Brot. Ein ganz normaler Vorgang … Alltäglich.
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, …
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt, dann würde nichts wachsen. dann könnte ich die Ähre nicht bestaunen. dann hätte der Bauer nichts zu ernten. Und wir nichts zu essen. Und könnten nicht leben. Wie ein kleines Korn doch eine große Welt am Leben erhält. Wenn das Weizenkorn doch wüsste, was in der dunklen Erde mit ihm passiert.
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein …
Wünschen Sie sich Unsterblichkeit? Also nicht sterben zu müssen? Das heißt auch: Wir altern nicht mehr, wir sind überlebenslänglich am Leben! Vielleicht rückt ja der Wunsch nach Unsterblichkeit dank heutiger Forschung immer mehr in greifbarer Nähe. Aber: Wollen wir das wirklich? Was ist das Leben dann noch wert, wenn es den Tod nicht mehr gibt? Wozu lohnt es überhaupt noch, sich im Leben zu mühen? Warum lohnt es sich, den Moment zu lieben?
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
Diese Worte vom Weizenkorn, von der Erde, vom Sterben und Frucht bringen lesen wir in der Bibel. Was Jesus mit diesen Worten beschreibt, ist ein alltäglicher Vorgang in der Natur: In der dunklen Erde sterben, um im Licht Frucht zu bringen. Doch wollen diese Worte mehr als eine bloße Beschreibung sein. Sterben und Frucht bringen – dann klingt wie: Es kommt der Frühling nach dem Winter. Es kommt Licht nach der Dunkelheit. Die Trauer wandelt sich in Trost und Freude. Es hat gesiegt das Leben über den Tod. Vielleicht erinnern sie sich, wenn sie mal wieder an einem Weizenfeld vorbeikommen: So kann das Leben nach dem Tod sein: Leuchtend gelb, voller Frucht.
Pfr. Johannes Zülicke, Pfarradministrator, Pfarrei St. Elisabeth, Weißenfels Pfarrei St. Peter und Paul, Naumburg/ Saale