Johannes Zülicke

johannes.zuelicke@bistum-magdeburg.de

03443 / 34 70 13

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wo komme ich her?

Ich bin mit der Kirche groß geworden. Aus unserem Wohnhaus in Magdeburg-Sudenburg schaute ich jeden Tag auf die Kirche. Unsere Familie – meine Eltern und Geschwister – sind schon immer in der Pfarrgemeinde „zu Hause“ gewesen. Sonntags nach der Heiligen Messe traf ich meine Freunde und auch in der Woche kamen wir zum Religionsunterricht oder zum Spielen auf dem Kirchhof zusammen. Dennoch gehörte es auch dazu, dass Glaube und Kirche in Schule und außerhalb der Kirchenmauern nicht erwünscht war. Nach dem Fall der Mauer besuchte ich 1991 das Norbertusgymnasium in Magdeburg und erlebte hier die Zeit nach der Wende: Es wehte einen neuer christlicher Geist, der sich inmitten von Freiheit und Meinungsvielfalt seinen eigenen Weg suchen musste. So stellte ich mir selbst die Frage als Jugendlicher, was nun mein Weg inmitten neuer Freiheit war.

 

Wer oder was hat mich auf den Weg gebracht?

Nach dem Abitur leistete ich meinen Zivildienst ein Jahr lang in der Bahnhofsmission in Magdeburg. In diesem Jahr begegnete ich beim Austeilen von Kaffee und Schmalzbroten vielen Obdachlosen und ihrem  Lebensschicksal. Auch die flüchtigen Reisenden hatten einiges zu erzählen auf dem Weg von einem zum anderen Bahnsteig. Menschen zuzuhören. Sie zu begleiten. Wäre das etwas für mich? In dieser Zeit entschloss ich mich, Priester zu werden und Theologie zu studieren. Mein Heimatpfarrer bemerkte ganz nüchtern: „Na, hör dir das mal alles an und dann sehen wir mal.“ Mit dieser Offenheit und Gelassenheit ging ich 1996 ins Erfurter Priesterseminar. Der Austausch und das Zusammensein mit den anderen Seminaristen, die Suche nach dem eigenen geistlichen Leben und die verschiedenen Praktika in den Gemeinden von Merseburg und Dessau prägten meinen Berufungsweg. 2003 wurde ich zum Priester geweiht. Mein Primizspruch begleitet mich bis zum heutigen Tag: Du zeigst mir den Pfad zum Leben – vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle. (Ps 16)

 

Wie lebe ich meine Berufung heute?

Für mich ist der Dienst des Priesters immer wieder ein Türöffner: Wie vielen Menschen ich begegnen darf! Wie viele Menschen sich auch heute öffnen für das Geheimnis Gottes! Darüber bin ich sehr dankbar. Doch da ist auch Wüste: Gott scheint vergessen zu sein. Wo ist er, der Durst nach Glauben? Die Feier der Eucharistie ist für mich immer wieder eine Quelle, ein Ankommen beim Herrn. Hier kann ich Menschen in Gedanken und im Gebet mitnehmen. Natürlich erlebe ich auch – gerade jetzt als Pfarrer: Wie viel Zeit doch mit Verwaltung und vielen Nebensächlichkeiten mich manchmal aufrisst. Auch mache mich mir Gedanken, wie ich als Priester in mancher Zeitnot, Betriebsamkeit und Hektik auf andere wirke. Dennoch gibt es jeden Tag mindestens einen Moment, wo ich merke: Da hat Gott dich gerufen! Da wurden andere Menschen beschenkt! Da wurdest du angerührt! Und so kann ich auch bei so mancher Vergeblichkeit, Ungewissheit und eigenem Unvermögen auf IHN vertrauen und jeden Tag neu sagen, wie damals bei der Priesterweihe: Mit Gottes Hilfe bin ich bereit!